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Dieses Buch will Lust machen zum Beten, indem es in den Reichtum des genuin reformatorischen Gebetsverständnisses einführt. Wer betet, so Martin Luther, betreibt das Handwerk eines Christenmenschen und antwortet auf die Predigt des Wortes Gottes. Und mehr noch: Der Beter bezieht sich auf die Verheißungen Gottes, nimmt ihn glaubend beim Wort. Das heißt: Wer betet, behaftet Gott bei dem, was er versprochen hat, und steht so in einem geistlichen Kampf, in dem sich Gott aus reiner Gnade und Liebe vom Glaubenden besiegen lässt. Wie lebendig Luthers Auffassung des Gebetes in der Barockzeit gewesen ist, zeigt sich beispielhaft bei dem Rostocker Pastor und Professor der Theologie Heinrich Müller (1631-1675). Im Anschluss an Luther stellt Müller den Gedanken ins Zentrum, dass der Beter Gott das Verheißene abringt und diesen gar zum Knecht macht. Doch gehört das Gebet nicht nur in den Zusammenhang von Gottesdienst und Frömmigkeitspraxis. Denn wer Werke der Nächstenliebe tut und z.B. den Bedürftigen Barmherzigkeit erweist, der betet Müller zufolge sichtbar. Hier spielt die Auslegung des Gleichnisses vom reichen Mann und armen Lazarus (Lk 16) eine wichtige Rolle. Das Gleichnis findet sich nicht zufällig auch in zahlreichen Bildwerken der Zeit. Solche sichtbaren Bild-Predigten unterstützen die Ermunterung zum sichtbaren Gebet.
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