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Vor der Institutionalisierung des fremdsprachlichen Unterrichts an öffentlichen Schulen im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert waren die Rechtsstellung und die materiellen Lebensumstände von Fremdsprachenlehrern oft prekär. Obwohl in den höheren gesellschaftlichen Ständen - im Adel, dem Patriziat, der Kaufmannschaft, dem Offiziersstand und der höheren Beamtenschaft - eine starke Nachfrage nach Kenntnissen lebender Fremdsprachen bestand, fehlten der Vermittlung dieser Kenntnisse zentrale Merkmale eines ehrbaren Gewerbes. Es gab keine geregelte Ausbildung, keine verbindlichen Eintrittsqualifikationen in den Berufsstand und nur vereinzelte korporative Zusammenschlüsse. Entsprechend vielfältig war die Gruppe der Lehrenden: Sie umfasste Glaubensflüchtlinge, abgedankte Soldaten, ehemalige Kleriker, verarmte Adelige, arbeitslose Mediziner und Juristen sowie Handwerker, die sich auf der Wanderschaft Sprachkenntnisse angeeignet hatten. Viele Sprachmeisterkarrieren sind durch hohe geographische Mobilität und biographische Brüche - Glaubenswechsel, Flucht und Vertreibung, berufliche Sackgassen, Delinquenz, Verschuldung, gescheiterte Ehen - geprägt; nur einer Minderheit gelang die dauerhafte Integration in den städtischen Bürgerverband. Auf der anderen Seite boten Fürstenhöfe und Universitäten Sprachmeistern neue Karrierechancen. Zumindest einigen dieser im höfischen und akademischen Milieu tätigen Fremdsprachenlehrer sowie einzelnen besonders beliebten und angesehenen Sprachmeistern in großen Städten gelang es, den prekären Lebensumständen zu entkommen, in welchen die meisten ihrer Kollegen und Kolleginnen stecken blieben. Der vorliegende Sammelband untersucht die Sozial- und Kulturgeschichte dieses heterogenen Berufsstandes in mehreren europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Polen, Ungarn, Lettland) und geht auch auf die Lehrtätigkeit von Frauen und Angehörigen religiöser Minderheiten in der Frühen Neuzeit ein.
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